Ernährung

Auf der Suche nach dem Fleisch von morgen

Fleisch aus dem Labor hat das Potenzial, die Lebensmittelindustrie zu revolutionieren. Es wird nachhaltiger produziert – und kein Tier muss dafür sterben

Clean Meat könnte die Welt mit tierischem Eiweiß versorgen. Copyright: Merck

Es dürfte die teuerste Bulette gewesen sein, die jemals in einer Pfanne gebrutzelt hat. Am 5. August 2013 wurde in London der erste Burger, der komplett im Labor hergestellt wurde, serviert. Schätzpreis: 250.000 Euro. 

Eine Menge Geld. Aber zu viel? Nicht, wenn es um die langfristige Lösung einiger der drängendsten Probleme der Menschheit geht. Denn alternatives Fleisch – sogenanntes Clean Meat, auch bekannt als In-vitro-Fleisch oder kultiviertes Fleisch – könnte eine ethische, gesunde und nachhaltige Antwort auf die wichtigsten Ernährungsfragen der Zukunft sein.

Was unser Fleischkonsum bewirkt
Schätzungen der UN zufolge wird die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 um 2 Milliarden Menschen wachsen – auf 9,7 Milliarden. Gleichzeitig wird die Nachfrage nach Fleisch und Milch um 70 Prozent zunehmen. 

Zusätzlich zu den ethischen Problemen industrieller Massentierhaltung hat unser Bedarf an tierischem Eiweiß enorme Auswirkungen auf die Umwelt. Nach Berechnungen des WWF ist der Verlust der weltweiten Artenvielfalt zu 60 Prozent darauf zurückzuführen, wie wir unsere Nahrungsmittel erzeugen. Riesige Waldgebiete gehen verloren, weil sie in Weideland oder Anbaufläche für Futterpflanzen umgewandelt werden. Und auch der Klimawandel beschleunigt sich aufgrund der steigenden Fleischproduktion. Eine Studie der UN geht davon aus, dass Nutztiere für etwa 14,5 Prozent der von Menschen verursachten Treibhausgase verantwortlich sind. 

Clean Meat könnte helfen, die dramatischen Umweltauswirkungen deutlich zu reduzieren. Berechnungen ergaben, dass die landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen im Vergleich zu denen bei konventionell erzeugtem europäischem Fleisch um bis zu 96 Prozent sinken könnten. Gleichzeitig würden 99 Prozent weniger Flächen und bis zu 96 Prozent weniger Wasser verbraucht. 

Aus tierischen Gewebeproben werden Muskelzellen im Bioreaktor zu Fleisch kultiviert. Copyright: Merck

Alternative aus dem Labor

Clean Meat verspricht ein neues, lukratives Geschäftsfeld der Zukunft zu werden. Kein Wunder, dass auf der ganzen Welt Start-ups nach innovativen Wegen für die Massenproduktion von Clean Meat suchen. Doch die technischen Herausforderungen, um aus kleinen Gewebeproben eines Muskels die richtigen Zellen zu isolieren, sie im Labor zu kultivieren und anschließend in großem Maßstab in Brauerei-ähnlichen Bioreaktoren zu züchten, sind enorm.

Um diese Entwicklung zu beschleunigen, arbeitet das Wissenschafts- und Technologie-Unternehmen Merck branchenübergreifend eng mit diversen Partnern zusammen – neben Start-ups auch Hochschulen, Non-Profit-Organisationen und anderen Unternehmen. Dabei bietet Merck den Start-ups neben seiner Biotechnologie-Expertise auch Reagenzien und Geräte an, die zur Zellkultivierung benötigt werden – zum Beispiel Wachstumsfaktoren, Überwachungsinstrumente, Bioreaktoren und Zellkulturmedien.

Besonders Letztere stellen Start-ups vor große Herausforderungen. Für die spezielle Mischung aus 50 bis 100 verschiedenen Inhaltsstoffen müssen alle Substanzen beschafft, analysiert, sterilisiert und schließlich für den jeweiligen Zelltyp optimal zusammengestellt werden. „Dafür ist langjähriges Know-how in der Forschung und der aufwendigen Produktion nötig“, erläutert Dr. Thomas Herget, Head Silicon Valley Innovation Hub und einer der Mitbegründer der Clean-Meat-Initiative bei Merck.

Als globales Unternehmen, dessen Herzstück die Wissenschaft ist, kann Merck genau das leisten. „Als einer der führenden Lieferanten der Biopharmaindustrie verfügen wir über umfassende Kenntnisse und Erfahrungen in der Biotechnologie, die zur Herstellung von Clean Meat nötig sind“, betont Isabel de Paoli, Chief Strategy Officer von Merck. Am 10. Juni informiert das kostenlose Online-Event „From Bench to Fork: The Science behind Cultured Meat“ über die neuesten Entwicklungen zum Thema (in englischer Sprache).

Keine Zukunftsmusik mehr: der Burger aus dem Labor. Copyright: Adobe Stock

Grund zum Optimismus
Der Tag, an dem Clean Meat wie jedes andere Lebensmittel im Supermarkt gekauft werden kann, ist noch nicht gekommen. Doch es gibt Anzeichen, die Hoffnung machen: Der Schätzpreis eines Burgers aus dem Labor ist bereits stark rückläufig. Statt 250.000 Euro könnte er bei nur noch 50 Euro liegen.

Neugierig, wie neue Technologien zu nachhaltigem Fortschritt führen können? Hier gibt es weitere Informationen.